Ein herzliches „Grüß Gott“ ins weite Rund!
Wie man eventuell am gewählten Nutzernamen zu erkennen vermag, bin ich; resp. wir (meine bessere Hälfte und ich) keine Mercedes-Novizen, sondern stolze Besitzer eines 280 E aus der Reihe W 124. Der Wagen wurde quasi unter rollenendem Rad umfangreich saniert und restauriert und steht nun kurz vor seinem 30. Geburtstag.
Das ist widerrum einer der Hauptgründe für unser Interesse an einem W 163 als „Alltagsauto“ – der W 124 soll auf Saisonkennzeichen umgestellt werden. Gezielt nach einem W 163 suchen wir erst seit Kurzem – es hätte durchaus noch andere Ideen gegeben; allerdings ist der Gebrauchtwagenmarkt augenscheinlich eine Ansammlung von Produkten aus dem Dunstkreis von Wolfsburg, Ingolstadt und München. Obwohl selbst Münchner – ein BMW stand und steht nie zur Debatte. Ebenfalls aus zutiefst Kfz-religiösen Gründen ist ein Produkt aus den genannten Dunstkreisen absolut nicht mit dem Gewissen vereinbar. Gleiches gilt für Gehhilfen (von Autos mag ich da ungern reden) aus Rumänien, Frankreich oder Korea. Zudem vertreten wir die Auffassung, daß das Leben zu kurz ist, um kleine Autos zu fahren.
Kurzum – so kam es zum Projekt „Wir kaufen einen W 163“. Prinzipiell wäre natürlich auch ein W 460 oder vielleicht (!) auch ein W 463 eine hervorragende Wahl – wenn nur nicht die Gelddruckmaschine in der dauerhaften Inspektion wäre…
Die Wahl der Befeuerung (DK/OK) spielt grundsätzlich keine Rolle – ebensowenig wie der Verbrauch auf 100 km. Bei einer bisherigen Jahresfahrleistung von ca. 4.000 km beim W 124 ist das auch definitiv zu vernachlässigen. Wichtiger (und da wären wir beim Dieselproblem) ist die grüne Blödsinnsplakette, andernfalls (gelb/rot) wäre der Wagen in der bayrischen Landeshauptstadt bestenfalls ein Briefbeschwerer…
Nachdem, was ich bisher so an Informationen herauslesen/-ziehen konnte, sind die Diesel nicht unbedingt erste Wahl – zum einen, weil die große Maschine wohl nicht so wirklich zum Getriebe passt – und die kleine Maschine zwar größtenteils unauffällig und zuverlässig läuft, jedoch durchaus in der Lage ist in punkto Injektoren und anderen Anbauteilen seinen Besitzer in den Ruin oder zumindest den Wahnsinn zu treiben. Das lasse ich aber mal bewusst frei im Raum stehen – wenn da andere Erfahrungen bestehen, dann lassen wir uns gerne eines Besseren belehren, wobei sich natürlich eingedenk der zu erwartenden Jahresfahrleistung durchaus die Frage stellt, wie zielführend ein Antrieb nach System Rudolf Diesel ist…
Ziemlich uneins scheint sich die Gemeinde zu sein, welcher Ottomotor denn die ideale Wahl der Waffen ist. Der ML 55 scheidet aus (Verfügbarkeit/Anschaffungskosten/Unterhalt/Zustand) – ebenso wie der schwer asthmatische Vierzylinder. Motoren mit vier Zylindern oder gar noch weniger sind grobe Konstruktionsfehler und bestenfalls für Einkaufskörbe mit Straßenzulassung geeignet…
Noch nicht so ganz steige ich bei der Nomenklatura durch: Zu dem Produktionszeitraum des W 163 hatte die Bezeichnung am Heckdeckel ja noch eine gewisse Aussagekraft; 280 = 2,8 l Hubraum usw.
Beim ML 320 hat man sich da auch dran gehalten – der ML 350 ist aber eigentlich ein ML 380. Kennt da zufällig jemand den Hintergrund?
Aber von diesem Nebenkriegsschauplatz der Nomenklatura:
Welcher Motor gilt als der Bessere/Haltbarere/Zuverlässigere? Diese Frage ist eher allgemein zu verstehen; man bekommt schließlich bei miserabler Pflege und Handhabung wirklich jeden Motor kaputt…
Ebenfalls von Interesse wäre die Frage: 1100 Neuteile – oder 1100 Altteile; vulgo MOPF oder nicht?
Sobald man hier eine grobe Orientierung hat – nächste spannende Frage: Woran erkennt man mit Bordmitteln Kernschrott mit Wartungsstau von hier bis Sibirien? Auf was sollte besonders geachtet werden, was ist in jedem Fall zu prüfen (und wie?)? Gibt es SA, die man besser NICHT drin haben sollte?
Gelten die W 163 aus Graz als erste Wahl, wenn man denn eine hat? Wobei ich befürchte, daß es hier mit der Verfügbarkeit eher mau aussieht.
Wohlmeinend kann man den W 163 als „Hummel“ bezeichnen, was die Dimensionen angeht – insbesondere auch das Gewicht. Mehrfach habe ich an unterschiedlichen Stellen gelesen, daß das doch eher barocke Gewicht von ca. 2,1 t durchaus den ganzen Antriebsstrang sowie die Bremsanlage schwer strapziert. Traggelenke, Stabigummis, Stoßdämpfer usw. – das sind wohl so die üblichen Verdächtigen, was regelmäßige Werkstattaufenthalte angeht. Scheiben und Beläge für die Bremsanlage wohl auch (an anderer Stelle meine ich gelesen zu haben, daß das wohl ca. alle 40 tkm fällig wäre – was bei der zu erwartenden Jahresfahrleistung aber eher zu vernachlässigen ist).
Wo liegen denn da so die „üblichen“ Tarife für diese Arbeiten in normalen Werkstätten (nicht bei MB selbst – siehe der Grund, warum es kein W 460/463 wird…) über den Daumen gepeilt? Apropos MB – da ist ja auch schon lange nicht mehr alles so, wie man es früher mal gewohnt war: Am Teiletresen; gibt es bekannte Nichtverfügbarkeiten, die zu einem K. O.-Kriterium werden könnten (u. U. bei bestimmten Motorvarianten)?
Es stehen sehr spannende Wochen, vmtl. eher Monate ins Haus – ich kann mich noch gut und mit großem Grausen an den Kauf des 124ers erinnern – unglaublich, welcher Mist so alles ungestraft auf deutschen Kiesplätzen rumstehen darf. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann ich der vorhandenen Anekdotensammlung über gepflegte Scheckhefte (alle sehr gepflegt, da nie ausgefüllt…), über „das haben die alle…“ bei durchgeschossenen Ventilschaftdichtungen bishin zu „ein bißchen Flugrost“ (was gemeint hat, daß das einzige, was an der Schüssel nicht gerostet hat, die Reifen waren…) uvm.
Fragen über Fragen…und vielen Dank fürs Lesen – und selbstverständlich die erhofften Antworten!
Anm.: Es handelt sich quasi um einen „gemischten“ Beitrag – Vorstellung nebst Anliegen/Erfahrungsbedarf/Austausch. Ich hoffe, daß ich nicht gleich mit dem ersten Beitrag ein Foul abgeliefert habe – aber ich war mir offen gesagt nicht sicher, in welchen der Beitragsbäume (Vorstellung/Kaufberatung) ich ihn am besten reinsetze und habe mich – aufgrund der Vorstellung – für den Vorstellungsbaum entschieden…
Grüße aus München,
Klaus
20:45 Puh, das war ja ´ne Menge Lesestoff...
Aber durchaus interessant. Längster Beitrag des Monats, ach was sag ich, des Jahres ist der auf jeden Fall hier.
Richtig erkannt ist, daß der größtenteils ins Thema "...Typberatung..." gehört, weshalb ich alle Antworten, soweit sie nicht die Begrüßung betreffen, dort erwarte. Sonst gibt das nicht nachvollziehbares Chaos.